Bollinger Steinbruch
Steinbrüche haben für uns Architekten etwas Besonderes. Niemand von uns hat beim Besuch der Abbaukaverne des Steinbruches Müller in Bollingen einen derart beeindruckenden architektonischen Raum erwartet.
Senkrecht führt die hohe glatte Felswand in die Tiefe, in eine riesige nach oben offene Kaverne, welche als Negativvolumen von den Sägemaschinen aus der Landschaft herausgeschnitten wurde.
Das Faszinierende sind die Dimensionen dieses von glatten ebenen Steinwänden geprägten tiefen Raums. Der unseren menschlichen Massstab sprengende Raum entfaltet über seine Präsenz eine erhabene Wirkung wie eine stumme Kathedrale.
Der Abbau ist ein Akt der Verwandlung. Stein, der aus der Landschaft abgebaut wird, wird zum Baumaterial.
Der Naturstein wird gerade wieder als CO2-armes Material wieder entdeckt. Unsere Recherche diente der Auswahl der Steine für eine gemauerte Fassade an einer lärmbelasteten Strasse in Schwamendingen. Die Nutzung von Naturstein birgt im aktuellen Kontext der Ressourcenknappheit ein grosses Potential. Der lokale Stein benötigt für seine Gewinnung sehr geringe graue Energie für Bereitstellung und Transport. Voraussetzung dafür ist der industriell organisierte Abbau.
Der entlang des Zürichsees in den Molasseschichten vorhandene Sandstein wurde traditionell in der Stadt Zürich für unzählige öffentliche und private Bauten, beispielsweise die Münstertürme und die Stadtbefestigungsanlagen verwendet. Das Baumaterial wurde in Ochsengespannen zu den Lagerplätzen am Zürichsee gebracht und von da zu den Bauplätzen am Zürichsee und an der Limmat verschifft.